Sonntag, 30. September 2007

Tag 69 San Francisco

Die Stadt ist echt der Wahnsinn - heute war das San Francisco Lovefest. Eine Art Loveparade wie in Berlin nur etwas kleiner dafuer viel ausgeflippter - lauter tanzende Leute, viele davon entweder total schrill angezogen oder ganz nackt auf irgendwelchen Trucks oder sonstigen fahrbaren Untersaetzen, die entsprechend gestylt waren. Papa hat wie ich die Stadt mittlerweile zu seiner zweiten Lieblingsstadt erklaert.
Das Viertel in dem wir sind ist ein wahres Shoppingparadies (zum Glueck ist mein Schwesterherz nicht hier) - es gibt wirklich nichts was es nicht gibt, alle namhaften Firmen aus allen erdenklichen Branchen sind hier vertreten.
Ab Mittwoch haben wir fuer drei Tage Harleys gemietet mit denen wir ein bisschen die Kueste entlang fahren werden.


Das San Francisco Lovefest

Viele verrueckte Leute


und viele verrueckte Fahrzeuge

Tag 68 San Francisco

Nach einer Nacht ausserhalb der Stadt in einer Jugendherberge im Gruenen konnten wir nochmal ueber die schoene rote Bruecke fahren um uns nach einer Naechtigungsmoeglichkeit in der Stadt umzuschauen. Im Visitorcenter wurde uns ein kleines, unscheinbares Hotel empfohlen, das zwar den Namen Hotel nicht unbedingt verdient aber trotzem eine extrem guenstige Ubernachtungsmoeglichkeit darstellt und das mitten im Zentrum der Stadt.
Hier ist total was los - heute war eine Fahrraddemonstration, die so manchen Autofahrer zur Verzweiflung gebracht hat.
Ebenfalls bemerkenswert sind die enormen Steigungen der Huegel innerhalb der Stadt. 20% mit Fahrradanhaenger ist kaum mehr fahrbar - bin froh dass wir endlich eine Bleibe haben wo wir die Haenger lassen koennen.


man koennte mal ueber einen Reifenwechsel nachdenken...


sehr dezente Werbung

Tag 67 Concord nach San Francisco - Am Ziel einer langen Reise (58km/6304km ges.)

Wir habens tatsaechlich geschafft! Nach ca. 6300km sind wir in der Stadt, von der wir die vielen Wochen seit dem Start an der Ostkueste getraeumt haben - San Francisco.
Es war jedoch nicht ganz einfach dorthin zu kommen denn die Stadt ist ausser von Sueden her nur ueber Bruecken oder auf dem Wasserweg zu erreichen. Die Bruecken sind jedch alles Autobahnbruecken, die nicht alle Fahrradwege haben. Mein Plan war es urspruenglich ueber eine der Bruecken in die Stadt Vallejo, noerdlich von San Francisco zu fahren und von dort aus per Faehre bis kurz vor die Golden Gate Bridge zu fahren um sie mit dem Fahrrad zu ueberqueren und majestaetisch in die Stadt zu fahren.
Es gab mehrere Probleme, das erste war bereits der Weg zu der ersten Bruecke auf einer Strasse, die es laut Karte geben sollte, in Wirklichkeit jedoch nicht vorhanden war. Das zweite Problem war dann die Bruecke nach Vallejo, eine Autobahnbruecke, die eigentlich entweder einen breiten Seitenstreifen oder einen Fahrradweg haben sollte - auch hier Fehlanzeige.
Wir wagten uns trotzdem auf die Bruecke - keine Minute gefahren hatten wir ein Polizeiauto der Highway Patrol hinter uns, das uns zwar Begleitschutz gab aber einen sehr schlecht gelaunten Polizisten enthielt, der uns sofort nach der Bruecke anhielt und uns unmissverstaendlich klarmachte dass wir auf schnellstem Wege von der Autobahn verschwinden sollten. Ich schilderte ihm unsere Situation und die Tatsache, dass kein Schild an der Auffahrt war, das darauf hinwies dass das Radfahren verboten sei (wie das normalerweise der Fall ist) - wahrscheinlich hat er nur deswegen von einer Strafe abgesehen. Er liess sich allerdings unsere Ausweise geben und eskortierte uns zur naechsten Ausdahrt, wo wir sie erst wiederbekamen.
Von Vallejo fuhren wir dann per Faehre quer durch die Bucht allerdings direkt nach San Francisco. Da dort aber sowohl ein Blues Festival als auch ein Zahnaerzte Kongress mit 50.000 Leuten stattfand war keine Unterkunft mehr in der Stadt zu bekommen und wir fuhren ueber die Golden Gate Bridge (wirklich eine der schoensten Bruecken der Welt und mit Fahrradweg) in eine Jugendherberge noerdlich von SF. Endlich da!

Die Bruecke, die wir besser nicht ueberquert haetten


Unsere Faehre nach San Francisco - verglichen mit der Bodenseefaehre ein echtes Speedboat

Siegerfoto


Neblig und kuehl wars - das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch

Tag 66 Modesto nach Concord (137km/6245km ges.)

Man merkt nun wirklich dass man in Kalifornien ist - je naeher wir an die Bucht von San Francisco kommen, wo sich noch weit mehr Staedte befinden, nimmt der Verkehr immer mehr zu und es ist schwierig einigermassen ruhige Strassen zu finden.
Als wir heute Abend auf der Suche nach einer Unterkunft einen Polizisten fragten, meinte dieser dass wir auf keinen Fall in Bay Point bleiben sollten, da es eine relativ gefaehrliche Stadt sei - man konnte das auch unschwer an den Haeusern und Leuten erkennen. Wir fuhren also weiter in die Dunkelheit.
Dummerweise fuehrte die Strasse, auf der wir eigentlich in die naechste Stadt wollten mitten durch militaerisches Sperrgebiet. Selbst wenn wir gewollt haetten waeren wir da nicht durchgekommen. Die Navy vereinnahmt hier teilweise einfach Gebiete und haelt es nicht fuer noetig das oeffentlich bekanntzugeben. Es blieb uns nichts anderes uebrig als darum herumzufahren.

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Mittwoch, 26. September 2007

Tag 65 Mariposa nach Modesto (129km/6108km ges.)

Es ist wieder warm geworden - mittags erreichen die Temperaturen wieder gut 30 Grad, was nach den kuehlen Bergen aber ganz angenehm ist.
Nach einer Woche im Zelt war es ein unbeschreibliches Gefuehl mal wieder in einem Motelbett zu schlafen.
Wir sind nun durch die Goldhuegel bis auf 100m Hoehe heruntergefahren und haben die Berge hinter uns gelassen. Tagesziel war die Riesenstadt (die erste seit Grand Junction in Colorado) Modesto, wo man ohne Stadtplan absolut verloren ist.

Tag 64 Yosemite Valley nach Mariposa (77km/5979km ges.)

Nach vier baerigen Tagen im Yosemite war es heute Zeit wieder aufs Rad zu sitzen und die letzten vier Tage bis San Francisco hinter uns zu bringen.
Bereits am Morgen kamen zwei Damen vom Nationalparkservice an unser Zelt, die natuerlich sofort bemerkt hatten dass wir einen Tag laenger als geplant dort gewesen sind und uns darauf aufmerksam machten dass wir noch nicht bezahlt haetten. Ich konnte sie aber damit zufriedenstellen dass wir bereits am Zusammenpacken waren und dass der Bezahlumschlag schon auf dem Tisch lag.
Beim Herausfahren aus dem Tal konnten wir noch ein paar Kletterer beobachten, die die Mehrtagestour durch die massive Wand des El Capitain kletterten.
Interessant bei der Abfahrt aus dem Tal war die Veraenderung der Vegetation vom tiefen Gruen des kuehlen Yosemite Tals zu den goldenen Huegeln des vetrockneten Grases in tieferen Lagen (Kalifornien hat deshalb auch den Beinamen "Golden State")


Schoen wars im Yosemite - der El Capitain bei der Ausfahrt


Idylle pur - die Lanschaft veraenderte sich fast alle 100 Hoehenmeter, die wir hinabfuhren


Bis wir schliesslich in den goldenen Huegeln Kaliforniens waren

Tag 63 Yosemite Valley - Ruhetag - Half-Dome Wanderung

Der bekannteste Berg im Park neben dem El Capitain ist der Half-Dome. Er hat die sehr markante Form einer Halbkuppel und faellt in der Mitte an einer ca. 800m hohen Steilwand ab. Man kann diesen Berg erwandern (und meines Wissens auch erklettern wobei das nicht in Frage kam). Die Wanderung ist in der Parkbeschreibung als eine der laengsten (27km) und anstrengendsten angegeben - Grund genug sie zu machen.
Ich war mir anfangs nicht sicher ob ich das wirklich will weil das Wandern nicht zu meinen Lieblingsbeschaeftigungen gehoert doch der Gedanke oben auf diesem eindrucksvollen Felsen zu stehen liess mich ueber den langen Weg hinwegsehen.
Da es die Naechte zuvor geregnet hatte waren meine Schuhe patschnass und ich musste sie am Morgen zuerst an einem Handtrockner foehnen, was einige Zeit gekostet hat. Papa ist derweil schon losgelaufen in der Annahme ich wuerde mir einen schoenen Tag im Tal machen.
Um 9.15 Uhr, relativ spaet fuer diese Wanderung, machte ich mich dann auch auf den Weg, der an zwei sehr schoenen Wasserfaellen vorbeifuehrte. Die letzte Meile des Weges fuehrt ueber Klettersteigartiges Gelaende mit Hilfe von Stahlseilen an der Kuppel hinauf. Ich war ueberrascht wieviele ungeeignete Leute in ungeeigneter Kleidung sich dieses Stueck hinaufquaelten.
Da ich recht zuegig unterwegs war, traf ich Papa auf dem Gipfel, der eine knappe Stunde vor mir oben war, jedoch mehr als 1,5 Stunde vorher losgelaufen war. Er war sehr ueberrascht mich dort anzutreffen.
Wir gingen vorsichtig an den Rand der ungesicherten Klippe um an der glatten Felswand hinunterzuschauen - sehr eindrucksvoll aber lieber nicht ausrutschen!


Papa am Rand der Klippe auf dem Half-Dome


Da gehts runter...


Die Rueckseite des Half-Domes, von der man aufsteigt - sehr steil


Der Nevada Fall

Update

Bin etwas hinterher mit dem Schreiben
Wir sind momentan zwar in der recht grossen Stadt Modesto allerdings ist die Bibliothek ziemlich miserabel - konnte trotzdem ein paar Bilder hochladen.
Werde sobald wie moeglich mehr Bilder und die restlichen Tagesberichte reinstellen.

Montag, 24. September 2007

Tag 62 Yosemite Valley - Ruhetag - Baerenbegegnung Teil 2

Es ist wieder kuehl und regnerisch geworden und wir sahen heute morgen keinen Grund frueh aufzustehen als ploetzlich etwas gegen unsere Zeltwand schlug und uns aufweckte. Ich dachte es sei einer der Riesentannenzapfen, die hier ab und zu wie Bomben von den Baeumen fallen und legte mich wieder schlafen.
Als ich dann spaeter aus dem Zelt kroch stellte ich jedoch fest, dass weit und breit kein Tannenzapfen oder etwas aehnliches zu sehen war, statt dessen aber an der Stelle, wo das Geraeusch hergekommen war fand ich am Zelt eine Dreckspur wie von einer Tatze. Auch mein Fahrradanhaenger lag seitlich gekippt und sehr dreckig auf dem nassen Waldboden neben einer Bank mit aehnlichen Dreckspuren wie auf dem Zelt.
Wir machten uns auf den Weg zum Duschen (das ist hier wirklich ein Weg) und als wir an der Bushaltestelle standen, kam ein aelteres Ehepaar mit Hund die Strasse entlang, die meinten dass eine Baerenmutter mit Jungem eine viertel Meile entfernt seien.
Wir gingen gespannt die Strasse entlang und nach wenigen Minuten sahen wir die Baerenmutter 50 Meter von uns entfernt auf einer Wiese. Wenig spaeter erblickte ich den kleinen Baer hoch oben auf einem Baum herumklettern. Als die Mutter sich entfernte und auf einen anderen Baum kletterte um Eicheln zu fressen schrie er kurz und rannte sofort hinterher um auch auf den Baum zu klettern. Wir beobachteten sie noch eine ganze Weile bei ihren gewagten Klettermanoevern, bei denen sie sich weder von uns noch von den vorbeifahrenen Shuttle Bussen stoeren liessen. Wir hatten zu dem Zeitpunkt leider nur die kleine Kamera dabei um Fotos zu machen aber vielleicht kann man auf ein paar etwas baerenmaessiges erkennen.
Ich sah die beiden Baere nochmal auf dem Rueckweg vom Duschen - wahrscheinlich war es das Junge, welches an unserem Zelt war und auf meinem Haenger rumgeturnt ist. War auf jeden Fall ein Erlebnis mal Baeren in freier Wildbahn zu sehen.



Das war der kleine Knuddelbaer (sieht man besser wenn man das Bild zoomen kann)



Das war der grosse (Nicht-) knuddelbaer

Sonntag, 23. September 2007

Tag 61 Yosemite Valley - Ruhetag - Baerenbegegnung Teil 1

Im Yosemite Nationalpark, von dem das Tal in dem wir uns befinden nur ein ganz kleiner Teil darstellt, leben zwischen 300 und 500 Schwarzbaeren. Die Chancen einem zu begegnen sind also sehr gut. Ueberall hier wird auf die Baeren hingewiesen und es gibt an jedem Campingplatz baerensichere Schraenke, in denen man Essen und alles andere was fuer sie interessant sein koennte verschliessen kann.
Wir haben uns heute auf die erste Wanderung begeben, denn aehnlich wie im Zion Nationalpark muss man sich hier auch die meisten Sachen erwandern um wirklich spektakulaere Ausblicke zu bekommen. Wir sind zu dem bekanntesten Aussichtspunkt im Park, dem Glacier Point gelaufen. Der Weg, der 4-Mile-Trail heisst ist eigentlich fast 5 Meilen lang (...was echt eine Sauerei ist) und fuehrt durch relativ steiles Gelaende zum Aussichtspunkt - dem einzigen Aussichtspunkt, den man auch mit dem Auto erreichen kann (und wir laufen natuerlich :-( )
Der Blick von oben war wirklich spektakulaer, allerdings waren viele Leute da.
Auf dem Abstieg bin ich etwas hinterhergehumpelt, da ich in mir in den neuen Schuhen Blasen gelaufen habe als Papa ploetzlich anhielt und meinte, es sei gerade ein Baer quer ueber den Weg gelaufen. Ich habe ihn leider nur noch gehoert, wie er auf direktestem Wege durchs Geaest den Berg hinunterlief. Fands etwas schade dass ich ihn nicht gesehen habe - ich konnte ja nicht wissen, dass es nicht die letzte Begegnung sein sollte.

El Capitain - der Eingang zum Yosemite Valley und eine der beruehmtesten Kletterwaende der Welt (allerdings nichts fuer Normalsterbliche)


Glacier Point - der bekannteste Aussichtspunkt im Park. Im Hintergrund der Half Dome (auf den sind wir auch noch rauf)

Freitag, 21. September 2007

Tag 60 Yosemite Valley - Ruhetag

Wegen einer regenreichen Nacht blieben wir morgens lange im Zelt bis es um halb neun schliesslich auhoerte. Von oben sind wir zum Glueck trocken geblieben, der Zeltboden allerdings war zu einem kleinen Sumpfgebiet geworden - fuer mich auf meiner 9-Dollar-Walmart-Hochseematraze allerdings kein Problem und Papa hats auch trocken ueberstanden. Obwohl es uns lang nicht so schlimm erwischt hat wie manch andere hier (wir haben am Morgen Leute ihre Schlafsaecke auswringen sehen) ist es nochmal ein Grund zu Vaude zu gehen um sich zu beschweren. Neben den Lochluftmatrazen ist das Zelt der zweite Teil der Ausruestung der Probleme macht und natuerlich auch von Vaude.
Wir haben den Rest des Tages dann im Tal des schoenen Parks verbracht und uns gleich unser nettes Campingplaetzchen bis Sonntag gesichert (neben "Jack im Reservierungsbuero" ist "Fahrrad" das zweite Zauberwort). Normalerweise darf man auf diesem Platz nur eine Nacht bleiben und das auch nur mit einer Permit die wir nicht haben.
Am Abend gabs dann Wuerstchen, die wir auf der Feuerstelle gebraten haben zusammen mit penne all'arrabiata. Papa ist ganz gluecklich dass er endlich seinen Kochtopf benutzen darf.

Unser nettes Plaetzle fuer die naechsten Tage - Bank, Tisch, Feuerstelle und Baeren inklusive


Bambi war auch da.

Donnerstag, 20. September 2007

Tag 59 Crane Flat, Yosemite NP nach Yosemite Valley (40km/5902km ges.)

Es gibt im Tal des Parks vier Campingplaetze, drei davon darf man nur mit Reservierung bewohnen, die bis zu einem Jahr vorher einzuholen ist. Es blieb also nur noch einer, der nach dem Prinzip first come first served arbeitet - man muss also sobald wie moglich da sein. Uns wurde gesagt, dass der Platz normalerweise um drei Uhr Nachmittags voll sei. Wir waren um elf Uhr dort und es war nichts mehr frei.
Die Dame am Campingplatzhaeuschen sah die Problematik dass wir mit den Raedern nicht einfach so wieder gehen konnten und meinte dass wir zu einem der Reservationscampingplaetze gehen sollten, an den ein sog. Backpackercamp angeschlossen sei, wo wir die Nacht verbringen koennten. Wenn irgendjemand fragen sollte, was wir dort machen, sollten wir nur sagen dass Jack vom Reservationsbuero gesagt habe wir duerften dort sein.
Wir fuhren also zu dem besagten Campingplatz, wo ich nach dem Backpackercamp fragte und der nette Mann im Haeuschen sofort meine Permit (Aufenthaltserlaubnis) sehen wollte. Ich meinte dass ich keine habe und dass Jack im Reservierungsbuero gesagt habe... er unterbrach mich und meinte "you just said the magic words" Er kenne Jack, das sei dann okay. Er verriet uns sogar noch wo wir kostenlos duschen konnten.
Wer auch immer dieser Jack im Reservierungsbuero ist - er loest hier saemtliche Probleme.
Wir sind nun auf einem abgelegenen Teil eines Campingplatzes im Wald - wunderschoen und total ruhig. Ein toller Beginn im Yosemite!

Tag 58 Lee Vining nach Crane Flat, Yosemite Nationalpark (102km/5862km ges.)

Nach einer bitterkalten Nacht am Monolake in der die Temperatur bis auf 0 Grad gesunken ist, warteten wir am Morgen ab bis die Sonne das Zelt aufwaermte und uns auftaute.
Der Tioga Pass, Eingangstor zum Yosemite Nationalpark auf 3036m Hoehe war zu bewaeltigen. Wir machten uns um die Mittagszeit auf den Weg und stellte fest, dass der Pass zwar heftiger war als alle anderen, die wir bisher gefahren sind, jedoch trafen die Horrorgeschichten ueber den Pass, die uns die Amerikaner erzaehlt hatten (20% Steigung etc.) nicht zu.
Kurz vor der Passhoehe hielten wir an einem kleinen Restaurant, wo wir ein unerwartet gutes Essen (italienische Hochzeitssuppe) mit sehr europaeischem Geschmack zu essen bekamen.
Wir hatten eigentlich geplant bis ins Yosemite Valley, dem eigentlichen Herzstueck des Parks zu fahren, merkten jedoch schnell dass dieses noch in weiter Entfernung lag und wir uns mit den Raedern konstant auf 2500m in sehr bergigem Gelaende befanden.
Das Tal, welches sich auf ca 1200m befindet erreichten wir nicht mehr und wir mussten auf einem der hoehergelegenen Campingplaetze die Nacht verbringen, die wieder sehr kalt war. Zu allem Ueberfluss gab es nicht mal Duschen und die Toiletten waren durch Dixiklos ersetzt worden wegen Wasserknappheit. Nicht unbedingt das, was man sich nach so einem Tag wuenscht aber der Gedanke dass es am naechsten Tag besser werden wuerde troestete darueber hinweg.



Der Tiogapass - heftig aber nicht so schlimm wie erwartet


Die Passhohe auf knapp ueber 3000m - gleichzeitig der Eingang zum Yosemite Nationalpark

Auch der alte Mann hats geschafft

Dienstag, 18. September 2007

Tag 57 Hawthorne nach Lee Vining, CA - Endlich in Kalifornien! (111km/5759km ges.)

Eigentlich hatten wir gedacht dass Hawthorne gross genug (2500 Einwohner) sei und man dort recht einfach an banale Dinge wie Fruehstueck kommen sollte - falsch gedacht! Die Leute dort sind irgendwie nicht sehr geschaeftstuechtig und von einem Donut Laden (wir haben in Virginia in so einem super gefruehstueckt) kann man dort nicht erwarten dass es Donuts gibt. War echt eine komische Stadt und das einzige was uebrig blieb war McDonalds, mit dem sich auch Papa mittlerweile arrangiert hat.
Ich hatte eigentlich gedacht, dass wir heute nur ca. 80km zu fahren haetten - aus denen sind dann aber doch 111km geworden. Einen Pass (den vorletzten ueberhaupt und den letzten in Nevada) hatten wir zu fahren bevor wir auf eine 40km lange kerzengerade Strasse gekommen sind an deren Rand endlich das lang ersehnte Schild stand "Welcome to California".
Es war echt ein tolles Gefuehl die letzte Staatsgrenze zu ueberfahren. Bald kamen wir an den tiefblauen Monolake, der auf 2000m Hoehe liegt, was man an den Temperaturen merkt. Sobald die Sonne weg war hatten wir noch 14 Grad.
Das kleine Dorf Lee Vining, welches am Rande des Sees liegt ist sehr touristisch erschlossen. Wir wollten eigentlich die Nacht in einem der vielen Motels verbringen, die zu unserer Verwunderung aber alle bis auf das letzte Zimmer ausgebucht waren. Ein Mann an der Rezeption meinte dass das voellig normal sei dass man ab 5 Uhr hier nichts mehr bekommen wuerde. Uns blieb also noch der auch recht volle aber schoene Campingplatz und eine sehr kalte Nacht.

Camping in Hawthore - die Stadt, in der man nichts bekommt (auch keinen Rasen)

Das lang ersehnte Schild - endlich in Kalifornien!

Montag, 17. September 2007

Tag 56 Middlegate nach Hawthorne (148km/5648km ges.)

Wir haben nun die einsamste Strasse Amerikas verlassen und sind auf einer noch einsameren Richtung Sueden abgetriftet. Sie fuehrte durch sehr karge bergige Landschaft.
Noch am Motel kamen am Morgen ein paar Leute in ihren Sportwagen, fast alles Corvettes aelteren Baujahres, vorbei und haben sie parademaessig vor der Bar praesentiert. Der Sound der teilweise ueber 400PS starken Motoren war beeindruckend.
Am Mittag, nachdem wir in einer kleinen Minenstadt etwas zu uns genommen hatten, trafen wir einen Radler meinen Alters der voellig ohne Gepaeck, dafuer aber mit Supportauto auf dem Weg nach Los Angeles war, wo er sein Studium am beruehmten California Institute of Technology beginnen wollte. Er hatte das gleiche Tagesziel wie wir und so fuhren wir einen grossen Teil der Strecke zu dritt, was auch mal ganz abwechslungsreich war denn man konnte sich gut mit ihm unterhalten.
Einen neuen Geschwindigkeitsrekord konnte ich auch aufstellen: 79km/h bergab - das Schnellste bisher auf der Reise.
Die letzten 20 Tageskilometer waren schrecklich, da der gesamte Seitenstreifen ein Rumblestrip (eine tiefe Riffelung im Asphalt um pennende Autofahrer aufzuwecken) war. Man hatte die Wahl zwischen einer Holperfahrt auf dem Seitenstreifen oder voellig ignoranten Autofahrern auf der Strasse.
Morgen fahren wir endlich ueber die Grenze nach Kalifornien an den schoenen Monolake.


Die alte Dame ist stolze Besitzerin dieses Geschosses

Der Corvette Club

So sehen die Rumblestrips aus

Tag 55 Austin nach Middlegate (107km/5499km ges.)

Nach der extrem kuehlen Nacht hat es heute sehr lange gedauert bis es wieder warm wurde. Um die Mittagszeit hatten wir immernoch unter 20 Grad - erst am Nachmittag kletterten die Temperaturen noch auch 32 Grad.
Wir sind nun in einer kleinen Bar/Motel, die aussieht wie im wilden Westen. Es gibt allerdings gute Hamburger hier - selbst Papa hat sich mittlerweile mit denen angefreundet.
Morgen werden wir endlich mal wieder in ein groesseres Dorf kommen, eine richtige Stadt wirds erst wieder in Kalifornien geben.



Einer der vielen Paesse

typische Nevada Lanschaft

Middlegate - mitten im Nichts (unser letzter Wuestenort)

ganze 17 Leute leben noch hier

Verbindung zur Aussenwelt

Tag 54 Eureka nach Austin (118km/5390km ges.)

Die Staedte sind seit Utah immer kleiner geworden - wir nun in einem kleinen Dorf mit zwei sehr teuren Tankstellen und einem guten kleinen Restaurant auf ca. 2050m
Die Strecke war heute sehr lange flach und hat sich schoen um die Berge herumgeschlaengelt - allerdings hatten wir einen soliden Gegenwind und zwei Paesse am Ende des Tages, was ihn doch noch recht anstrengend gemacht hat.
Die Nacht war die kaelteste Nacht bisher mit Temperaturen knapp ueber null Grad.

Das kleine Staedchen Eureka

Dieser Laden ist von 1880 - sieht huebsch aus aber viel gibts dort nicht

Samstag, 15. September 2007

Tag 53 Ely nach Eureka (138km/5272km ges.)

Es scheint also doch noch eine einsamere Strasse zu geben als die einsamste Strasse Amerikas - den Highway 6. Dieses Abenteuer haben wir aber gemaess dem Rat der Dame in der Touristeninformation ausgelassen und bleiben jetzt doch weiter auf der 50.
Nevada ist meiner Meinung nach Kentucky der schlimmste Staat durch den wir bisher gefahren sind. Viele Berge mit endlosen kerzengeraden Strassen u. in den Taelern dazwischen nichts was man Stadt nennen koennte, unverschaemte Autofahrer und viele Platten. Papa gefaellts.
Wir bewegen uns fast die ganze Zeit auf knapp 2000m und haben pro Tag ca 2-3 Paesse zu fahren. Ich habe nicht gewusst dass Nevada der bergigste Staat Amerikas ist. Die Naechte sind sehr kalt mit Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad, was in unseren duennen Schlafsaecken nicht immer angenehm ist.
Noch 4 Tage dann sind wir endlich in Kalifornien!


Die einsamste Strasse Amerikas (es gibt aber noch schlimmere)


...schon ziemlich einsam


Die Ruine einer alten Pony Express Station, die von 1860 bis 1891 in Betrieb war. Mit der Einfuehrung der Eisenbahn ging der Pony Express allerdings zu Grunde

Donnerstag, 13. September 2007

Tag 52 Ely - Ruhetag

Wir mussten nach der Pannenserie in der Wueste unbedingt neue Schlaeuche kaufen, was gar nicht so einfach ist.
In der Stadt Ely gibt es einen Radladen, allerdings kaum kompetente Leute und die Schlauche, die sie ausliegen hatten haette man zwar fuer Pickups verwenden koennen, nicht aber fuer unsere Raeder.
Ich ging also mit einer Verkaeuferin ins Lager und gruschtelte dort rum weil der zustaendige Mensch ein Schulkind war, das noch nicht da war.
Zum Glueck konnte ich noch vier Schlaeuche auftreiben, auf denen zwar auch "made in taiwan" steht, die uns aber noch ueber die restliche Tage helfen sollten.
Ich war anschliessend noch im Visitor Center um mich nach dem Zustand von Highway 6 zu erkundigen, der Strasse, die ich eigentlich geplant hatte zu fahren. Die sehr kompetente Dame riet mir tunlichst davon ab auch nur daran zu denken mit dem Fahrrad auf der 6 zu fahren da es ueber 276km weder Wasser noch sonst etwas gaebe. Selbst Motorradfahrer wuerden diese Strecke meiden. Schade...
Das heisst fuer uns, dass wir weiter auf dem Highway 50 bleiben, was uns effektiv einen Tag kostet. Es haette sich nicht mehr gelohnt heute weiterzufahren, da die Etappen durch die Uebernachtungsmoglichkeiten vorgegeben sind. Wir haben heute also unseren ersten richtigen Ruhetag (wenn man von der Autowoche absieht) verbracht und werden morgen frueh starten.
Unser Plaetzchen auf dem Campingplatz in Ely

Zeit fuer grosse Entscheidungen (Highway 50 oder 6?)

Mittwoch, 12. September 2007

Update

So - alles wieder in Ordnung!

Tag 51 Border nach Ely (115km/5123km ges.)

Die Tankstelle, die wir gestern erwartet hatten entpuppte sich als Tankstelle, Restaurant, Motel und Minicasino in einem und lag genau auf der Grenze zu Nevada. Wir mussten heute ueber zwei kleinere Paesse um in die einzige Stadt weit und breit zu kommen - Ely. Hier gibts nun endlich einen Radladen, allerdings weiss ich noch nicht was sich dahinter verbirgt. Auf dem Weg, der wieder durch sehr viel offenes, weitlaeufiges Land fuehrte sahen wir Cowboys, die auf ihren Pferden eine Kuhherde sehr gekonnt vor sich hertrieben. Haben heut seit langem mal wieder keine Platte gehabt.


...und schon sind wir in Nevada


Hier gibts viel nichts...


...und echte Cowboys

Tag 50 Delta nach Border, NV (153km/5007km ges.)

Es geht in die Wueste auf der Strasse, die das National Geographic Magazin als "The lonliest road of America" beschrieben hat. Wir haben jeder ca 9 Liter zu trinken mitgenommen fuer den Fall dass wir irgendwo stecken bleiben - das kann sonst schnell zu einem ernsthaften Problem werden. Der Tag war vorallem fuer Papa einer der nervlich anstrengsten da sich bereits am Morgen zwei unserer vier Ersatzschlaeuche verabschiedet haben (Ventil abgerissen etc.) und es in Delta keinen Fahrradladen gab. Wir haben also eine ganze Menge Zeit verschwendet und sind erst um die Mittagszeit weggekommen, eigentlich zu spaet fuer eine 100 Meilen Etappe. Damit aber nicht genug, nach ca. 60km also bereits mitten im Niemandsland eine Platte - kein Problem, geflickt. 100m weiter die naechste Platte, geflickt. 500m weiter nochmal eine Platte (alle an Papa's Hinterrad) und Verzweiflung. Wir stellten uns auf eine Nacht Wildzelten in der Wueste ein. Ein kleines Wohnmobil hielt an und ein alter Mann stieg aus und fragte ob er uns helfen koenne. Er blieb fast eine Stunde bei uns und ich unterhielt mich mit ihm. Er meinte dass ihm der Osten viel zu uebervoelkert sei - er findet das Niemandsland viel schoener weil man soviel Platz hat und garantiert fuer sich ist. Es war geschickt dass er Wasser in seinem Wohnmobil hatte, so konnten wir die geflickten Schlaeuche gleich ueberpruefen. Nach ca. zwei Stunden fuhren wir weiter immer auf Papas Hinterrad schauend - es hielt tatsaechlich. Es war nur das Problem dass es bereits vier Uhr war und wir noch einen Pass und viele Kilometer zuruecklegen mussten. Wir kamen zum Glueck gut und ohne Pausen voran. Ich wusste dass es an der Grenze zu Nevada eine Tankstelle gibt - ein Wasserhahn waere an dem Tag bereits ein richtiges Komfortmerkmal gewesen. Auf der ca. 30km langen bolzengeraden Strasse, auf der die Tankstelle liegt, fuhren wir mit Einbruch der Dunkelheit entlang als uns ein kleines, weisses, voellig ueberladenes Auto aus Kansas entgegen kam und vor mir anhielt. Am Steuer sass eine junge Frau und fragte mich ob ich einen Apfel moechte. Ich war etwas ueberrascht aber so sind die Leute aus Kansas nunmal und sie meinte dass sie aus Nordkalifornien kaeme und auf dem Weg nach Hause sei. Ihr Auto war bis auf den Fahrersitz vollgestopft und ganz oben lag ein dreckiges Mountainbike - war schon eine lustige Begegnung. Als wir dann im Halbdunkeln immer naeher an die Staatsgrenze herankamen sah ich ein blinkendes Schild mit der Aufschrift "Motel"


Es geht in die Wueste - es gibt nichts dort deshalb muessen wir ca. 9 Liter fuer jeden mitnehmen

...morgens ist es aber saukalt

Highway 50/6 - die einsamste Strasse Amerikas

Papa im Niemandsland mit Salzsee im Hintergrund